THE STORY OF BORN
TO BE WILD MC BERLIN:
Heute, im Jahr 2005, steht der
Name „BORN TO BE WILD" für einen der größten und bekanntesten MC' s in
Deutschland. „Die Borns", wie sie überall in der Szene verkürzt genannt werden,
haben heute einen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gehenden
Bekanntheitsgrad erreicht. Dies wird insbesondere durch die vielen guten
Beziehungen zu anderen Clubs in ganz Europa, speziell in Italien und Frankreich
sowie Großbritannien und Finnland dokumentiert. Man stellt eben nicht nur in der
deutschen MC-Szene etwas dar, sondern ist insgesamt größer, offener,
europäischer geworden.
Doch den heutigen Bekanntheitsgrad verdanken die Borns einem Glücksumstand, zu
dem wir alle nur sehr wenig beitragen konnten – der Öffnung der Mauer.
Allerdings hatten damals einige sehr clevere Member das Sagen im MC und
erkannten die sich durch den Wegfall der Grenzen bietenden Möglichkeiten. Nach
15 Jahren des „Eingesperrtseins", nach den vielen Jahren der im ehemaligen
Westteil Berlins sich nur sehr beschränkt bietenden Möglichkeiten für
Veranstaltungen und speziell Großveranstaltungen, nutzte der Club eine einmalige
Gelegenheit, die sich ihm 1990 bot.
Als man bei der Suche nach einem passenden Veranstaltungsgelände für eine
größere Clubparty auf ein von Wäldern umgebenes Gelände am Rande des Ortes
Biesenthal aufmerksam wurde, hielt man diese Perle der Natur fest. Ein
Veranstaltungsgelände war gefunden, daß noch heute fast ehrfurchtsvoll als „Dreamplace"
bezeichnet wird. Dieser traumhaft schöne Platz, wo die Bühne, ähnlich wie bei
den antiken Theatern am tiefsten Punkt aufgebaut wird, der umgeben ist von
dichten Wäldern und in dessen Nähe Seen zum erfrischenden Bad laden, sollte den
Borns in den 90’er Jahren zu ungeahntem Bekanntheitsgrad verhelfen. Heute kennt
jeder aus der Szene in Deutschland das „Motorcylce Jamboree" oder wie die
meisten nur kurz synonym dazu sagen, „Biesenthal". Hier in Biesenthal, wo sich
in den letzten Jahren jährlich weit über 20.000 Besucher einfanden, und, wie
auch in den ansonsten eher rockerfeindlichen Zeitungen zu lesen war, friedlich
miteinander feierten, Pokale und Harleys gewannen, gaben sich einerseits
internationale Rockgrößen das Mikro in die Hand und wurden andere bis dato eher
unbekannte Bands weltberühmt. Bestes Beispiel hierfür ist Rammstein.
Doch vor all dem, was heute vor dem Hintergrund des Jamborees in Biesenthal so
schillernd aussieht, mussten die Berliner einen langen Weg zurücklegen und
müssen sich nach abwechslungsreicher und teilweise dramatischer Clubgeschichte
insbesondere in den 90‘er Jahren seit nunmehr drei Jahren mit der Berliner
Justiz auseinandersetzen.
Doch wie hatte alles angefangen?
Irgendwann in 1975, sich heute auf einen konkreten Tag festlegen will und kann
niemand mehr, hatte Lommel die „Schnauze voll", sich als irgend ein Mitglied in
einem der damals sehr zahlreich (so an die 15) in Berlin vertretenen Rockerclubs
rumzuärgern. Mit sechs anderen Freunden beschloss er deshalb, und damals ging
das noch so von heute auf morgen, einen eigenen MC zu gründen. Als erstes stand
danach die Namensgebung des MC’s an und Lommel beschloss, daß das Lebensmotto
der Mitglieder aus dem Colour des Clubs ersichtlich sein sollte. Und so entwarf
er ein Colour, das im oberen Bogen das Lebensmotto „BORN TO BE WILD" enthielt
und im unteren Bogen den eigentlichen Namen des MC’s, nämlich „Santa Maria
Vikings". In die Mitte wurde das eiserne Kreuz mit dem bekannten behelmten
Totenschädel mit dem Dolch zwischen den Zähnen gesetzt. Noch 3 Linien und das
„1%" dazu - fertig war das Colour, das so noch heute in Grundzügen Bestand hat.
Geändert hat sich nur der Name des MC’s. Die „Santa Maria Vikings" merkten in
den nächsten Jahren bald, daß niemand sie beim eigentlichen Namen nannte,
sondern sie immer öfter und schließlich nur noch die „Borns" genannt wurden. So
entschloss man sich 1979 endgültig, die ursprünglich nur als Zusatz gedachte
Lebenseinstellung zum eigentlichen Clubnamen zu machen, und so heißt seit 1979
der MC der Borns wie allen bekannt BORN TO BE WILD MC. An die frei gewordene
Stelle im unteren Bogen setzten sie ihren Ursprungsort Berlin ein. Ihr seht, der
Name „Steppenwolf" taucht in dieser Entstehungsgeschichte nicht mal
andeutungsweise auf, einfach deshalb, weil ihr bekanntes Musikstück nichts
hiermit zu tun hat.
Doch die Zeiten in den
siebziger Jahren waren für echte Rocker hart. Es war aus vielen Gründen schwer,
in dieser Zeit der rivalisierenden Rockerclubs in Berlin, über die die
Boulevardpresse auch fast wöchentlich negativ berichten konnte, eine vernünftige
Unterkunft für das Clubleben zu finden. Und so fanden die ersten Sitzungen des
Clubs noch bei Lommel zu Hause statt, bis sich irgend ein Kneipenbesitzer
traute, diesem jungen MC einen ersten Clubraum zur Verfügung zu stellen.
Der Club wurde in Berlin zusehends attraktiver und festigte
seine führende Position bereits 1979, als sich das MC-Leben in der heutigen
Hauptstadt auf nur noch 5 MC’s zusammengeschrumpft hatte. Schon frühzeitig,
nämlich in den Jahren von 1977 bis 1980, sind außer dem einzigen heute noch
aktiven Gründungsmitglied Lommel (Motto: einmal Rocker - immer Rocker) die
ebenfalls noch heute dem MC angehörenden Allner, Bombe, Kim und Atze
beigetreten.
Ende der Siebziger hatte der Club auch seine erste richtige Clubbude in der
Bautzener Straße auf damaligem Reichsbahngelände.
Und dort wurde auch der Grundstein für das gelegt, was ihn ebenfalls bis heute
auszeichnet - richtiges Feiern. Die Borns verstehen es eben, Partys zu
organisieren und so richtig die Sau rauszulassen. So geschehen bereits 1978. Der
Einladung zu der ersten großen eigenen Party der Borns in der eigenen Clubbude
folgten über 40 MC’s.
Im Laufe der folgenden Jahre sollten es bis zum heutigen Tag insgesamt sieben
Clubbuden an sieben verschiedenen Orten werden. Wurde man früher als Club in
seiner Umgebung bestenfalls geduldet, so hat sich seit mindestens einem
Jahrzehnt die Einstellung großer Teile der Bevölkerung in der Umgebung der Borns
völlig verändert.
Nachdem sie die vorletzte in Heiligensee gelegene Clubbude aufgeben mußten und
es in Berlin sehr schwer war, ein bezahlbares Objekt in akzeptabler Größe
anzumieten, suchte man kurzerhand auch vor den Toren der Stadt und wurde in
Großziethen in der Karl-Marx-Straße 62, südlich von Berlin, fündig.
Die anfängliche Skepsis der Anwohner über die Nachbarschaft zu den Rockern wurde
bald abgelegt, merkten doch alle, daß Kriminalität in ihrer Umgebung nicht zu,
sondern sogar abnahm. Heute sind viele Nachbarn gerne Gast unter dem Dach der
Rocker und halten Kontakt, wenn dort Freitags allgemein geöffnet ist oder jeden
3. Freitag im Monat bei freiem Eintritt eine Band spielt.
Da man nur mit einer Motorradmarke auf dieser Welt auch seine Lebenseinstellung
nach außen zeigen kann, beschlossen die Mitglieder der Jahre 1979/1980 aus dem
Club einen reinen Harley-MC zu machen, was bedeutete, daß jeder, der Mitglied
werden wollte, mindestens eine Harley sein Eigen nennen mußte.
Besonders erwähnenswert für die Zeit in den 80‘er Jahren ist noch, daß immer
häufiger die Medien begannen, sich der Borns „zu bedienen", meistens wenn es
darum ging, in irgendwelchen Filmen in den Köpfen der späteren Betrachter
klischeehafte Vorstellungen durch echte Personen, sprich Rocker, zu beleben.
Öfter spielten einzelne oder mehrere Statistenrollen in Film- und
Fernsehproduktionen. Ganz besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang
allerdings ein Dokumentarfilm über die Geschichte des Motorrades in
Spielfilmlänge, bei dem die Borns über einen ganzen Sommer im Jahr 1984 von
einem Filmteam begleitet wurden, das ihre Lebenseinstellungen erfragte und den
Lebensstil filmte. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich einmal den 86-minütigen
Film „Ride hard, life free" zu Gemüte führen, ein wirklich sehenswerter Film.
Lange Zeit, nämlich bereits seit 1983, befand sich in Stade, unweit von Hamburg,
das einzige Chapter der Berliner. Sicher war dieser Umstand auch durch die
Berliner Mauer bedingt. Denn nach der Wende begann die Berliner Clubgeschichte
richtig farbig zu werden.
In den Jahren 1992 bis 1994 wurden weitere Chapter in Memmingen, im Schwarzwald,
Norditalien und Rostock und dann 1998 in Prenzlau gegründet. Im Jahre 2000, nach
langjährigen engen freundschaftlichen Beziehungen sind die Chapter Braunschweig,
Wolfsburg und Magdeburg des Hard Core MC den Borns beigetreten. Für Beobachter
und Kenner der Szene war dieser Zusammenschluß eigentlich keine Überraschung
mehr. 2001 kamen die Chapter Franken und Bremen und in Italien die Chapter
Baxano und Padova dazu.
2003 die Chapter Wild South und Wild East.
2004 Chapter Rovigo.
2005 Chapter Frankfurt/O.
Lommel blieb bis 1990 in der Clubführung tätig. Danach nahm
Henry Schmidt die Geschicke des Vereins unter seine straffe Führung. Er wurde in
den 90‘er Jahren auch prägend für die Richtung des MC’s in Richtung
eines Großveranstalters á la Biesenthal. Leider, und für alle Betroffenen viel
zu früh, verstarb Henry Schmidt nach kurzer schwerer Krankheit im Herbst 1997.
Von 1997 bis 2003 führten dann
Klenke und Atze den MC. Jetzt sind Kim und Zottel im Vorstand des Berliner
Chapters.
Doch so weitgehend harmonisch sich aus heutiger Sicht auch vieles aus der
Geschichte der Borns darstellt, ein Ereignis hat den BORN TO BE WILD MC - und
hier speziell die Berliner - bis ins Mark erschüttert und beschäftigt ihn noch
heute und wird ihn auch in nächster Zeit nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich meine
die von mir damals ausführlich in der BN beschriebene Stürmung der Clubbude am
22. Januar 1997 und die Verhaftung aller Berliner Borns. Nachdem am nächsten Tag
nur die Hälfte wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, wurde klar, daß den in
U-Haft verbliebenen eine lange Durststrecke bevorstehen würde. Erst nach langen
ungewissen 14 Monaten in isolierter Einzelhaft, ohne Kontakt zu anderen
Mithäftlingen, ohne Kontakt zu anderen beim Hofgang, bei Transporten immer
zusätzlich mit Fußfesseln gesichert, untergebracht in einem Hochsicherheitstrakt
des Moabiter Untersuchungsgefängnisses, in dem vorrangig hochgradig gefährliche
Kriminelle wie u.a. Auftragskiller der Mafia saßen, wurden die hauptsächlich der
räuberischen Erpressung von Tätowierstudios Beschuldigten wieder auf freien Fuß
gesetzt.
Jetzt zeigte sich eines. Die
beabsichtigte Zerschlagung „der weltweit operierenden Gang", wie es auch aus den
Medien wie Fernsehen und Presse zu entnehmen war, war nicht gelungen. Im
Gegenteil. Durch den Zusammenhalt der restlichen Berliner Mitglieder und die
intensive Unterstützung der andern Chapter konnte sogar das kurzfristig
gefährdet erscheinende Jamboree in 1997 durchgeführt werden. Und die gleichen
Medien, die noch ein halbes Jahr vorher die Borns als kriminelle Vereinigung
titulierten, berichteten wieder über das friedliche und harmonisch verlaufende
Fest der „harten Männer mit ihren Harleys". Aus den so lange in U-Haft
untergebrachten wurden in 1998 Angeklagte, doch der tatsächliche Beginn des
Mammutprozesses, bei dem im Gerichtssaal neben dem Richterteam, zwei
Staatsanwältinnen, 9 Angeklagten und bis zu 18 Anwälte plus etlicher Zuschauer
anwesend waren, sollte erst im Sommer 1999 sein. Da seit Beginn keine
belastenden Aussagen zu dem Hauptvorwurf der Erpressung gemacht wurden, schleppt
sich der Prozess fast Woche für Woche wie ein immer müder werdender Esel vor
sich hin. Immer noch hofft die Staatsanwaltschaft offensichtlich auf
entscheidende Aussagen, doch bis auf einige wenige belastende Aussagen zu
Einzelvergehen kommt kaum etwas Verwertbares zu Tage. Und so wird sich der ganze
Prozess am Ende als gigantischer und hunderttausende von Mark an Steuergeldern
verschlingender Flop herausstellen. Schon seit langem stellen sich Beobachter
Fragen nach der Verhältnismäßigkeit, denn am Ende eines mit unglaublicher
Energie und unglaublichem Kostenaufwand durchgeführten Showprozesses wird man
sich wohl mit einigen wenigen Opfern zufrieden geben müssen. Der Ausgang des
Prozesses, nach 31 Verhandlungstagen, war dann einige Freisprüche und kleinere
Haftstrafen, zum Teil auf Bewährung.
Zum Abschluß dieser geschichtlichen Kurzbetrachtung über die Borns sei
geschrieben: Wer mit Rockern keine Berührungsängste hat, der sollte sich einmal
bei einer der vielen Born-Parties sehen lassen. Die Parties der anderen
bundesweiten Chapter und auch der Italiener entnehmt bitte dem
Veranstaltungskalender.
Für die Berliner und alle aus
der Umgebung sollten die bereits seit 20 Jahren veranstaltete Germanenparty und
die richtig Spaß machende Halloweenparty zur Pflichtveranstaltung werden.
Und wer zu diesem Zeitpunkt verhindert ist, für den bleibt ja das Wochenende zum
Motorcycle Jamboree bei Berlin.
Text: Lutz Arnken (BN) + Lommel
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